Warum du hungrig sogar mehr Kleidung kaufst – die Wissenschaft dahinter überrascht

Warum du beim Einkaufen mehr Geld ausgibst, wenn du hungrig bist – und wie du dagegen ankämpfst

Nach einem langen Arbeitstag noch schnell in den Supermarkt – der Magen knurrt, die Laune ist nicht die Beste. Eigentlich wolltest du nur Milch kaufen, doch an der Kasse bemerkst du, dass dein Einkaufswagen voll mit Chips, Schokolade und anderen Dingen ist, die du eigentlich nicht brauchst. Kommt dir das bekannt vor?

Dieses Verhalten ist kein Zufall. Die Wissenschaft hat herausgefunden: Hunger verändert unsere Wahrnehmung und Impulskontrolle, was unser Kaufverhalten stark beeinflusst. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Im Hintergrund läuft ein uraltes Programm in deinem Gehirn ab, das dich oft unbewusst in die Einkaufsfalle tappen lässt.

Warum Hunger dich zum Kaufen verführt

Ein berühmtes Experiment der Cornell University zeigte, dass hungrige Testpersonen nicht nur mehr Lebensmittel, sondern auch mehr Nicht-Lebensmittelprodukte kauften. Der Impuls „anzuhäufen“ wird durch Hunger ausgelöst und beeinflusst die gesamte Kaufentscheidung.

Der Grund? Dein Gehirn: Bei Hunger steigt der Spiegel des Hormons Ghrelin. Dieses sogenannte „Hungerhormon“ wird im Magen produziert und signalisiert dem Gehirn, dass Nahrung benötigt wird. Gleichzeitig beeinflusst Ghrelin das Belohnungssystem, besonders den Nucleus accumbens, der dafür verantwortlich ist, wie stark du etwas „haben willst“.

Mit anderen Worten: Dein Belohnungssystem wird auf Hochtouren gefahren – nicht nur für Essen, sondern für alles, was kurzfristige Befriedigung verspricht. Dein Gehirn verspürt Mangel und kompensiert dies mit einem verstärkten Verlangen nach Dingen aller Art.

Die Urzeit-Falle: Warum dein Gehirn dich falsch programmiert

Evolutionär betrachtet, war dieses Verhalten sinnvoll. In der Frühzeit der Menschheit war Mangel alltäglich. Die Fähigkeit, Ressourcen zu sichern, war überlebenswichtig. Hunger war das Signal: Jetzt musst du handeln, um die nächste Gelegenheit nicht zu verpassen.

Heute leben wir in einer Überflussgesellschaft – aber unser Gehirn hat dieses urzeitliche „Sammelprogramm“ nie verlernt. Sobald Hunger registriert wird, startet dieses Programm: Mehr kaufen, mehr lagern, mehr sichern – egal, ob wir in einer Savanne oder in einem Supermarkt stehen.

Warum du hungrig mehr als nur Essen kaufst

Studien zeigen, dass hungrige Menschen nicht nur eher zu kalorienreichen Produkten greifen, sondern auch häufiger Kleidung, Elektronik oder sogar Finanzprodukte kaufen. Dieses Verhalten folgt der „Ressourcennotfall-Strategie“: Ein Defizit in einem Bereich wird durch verstärkte Aktivität in anderen Bereichen kompensiert.

Wie Supermärkte deinen Hunger ausnutzen

Viele Supermärkte kennen diese Mechanismen genau und setzen gezielte psychologische Tricks ein, um deine geschwächte Impulskontrolle auszunutzen. Hier einige Beispiele:

  • Warme Düfte: Der Geruch von frisch gebackenem Brot löst angenehme Erinnerungen aus und stimuliert dein Belohnungssystem.
  • Snacks an der Kasse: Während du wartest, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du spontan zugreifst.
  • Große Einkaufswagen: Wenn der Wagen leer wirkt, kaufst du mehr, um ihn zu „füllen“.
  • Künstliche Beleuchtung: Helles, warmes Licht kann das Bedürfnis nach Energie steigern und dich hungriger machen.

Der Teufelskreis des impulsgesteuerten Einkaufens

Ein weiteres psychologisches Phänomen verstärkt dieses Problem: der „Licensing-Effekt“. Eine kleine, unvernünftige Entscheidung – wie der Kauf einer Schokolade – kann wie eine Freikarte wirken, die zu weiteren impulsiven Handlungen führt. Dein Gehirn denkt: „Jetzt ist’s auch egal.“ Und du greifst gleich noch zur Tüte Chips.

Die besten Strategien gegen Hunger-Shopping

Die gute Nachricht: Du bist diesem Verhalten nicht hilflos ausgeliefert. Mit ein paar gezielten Tricks kannst du dich vor finanziellen und kalorischen Fehlentscheidungen schützen:

  • Kaugummi kauen: Studien zeigen, dass das Kauen von Kaugummi das Hungergefühl reduziert und das Bedürfnis nach Snacks dämpfen kann.
  • Ein kleiner Snack vor dem Einkauf: Eine kleine Zwischenmahlzeit – ein Apfel, eine Banane oder eine Handvoll Nüsse – kann den Ghrelinspiegel senken und dein Belohnungssystem beruhigen.
  • Einkaufsliste strukturieren: Wer mit einer gut strukturierten Liste einkaufen geht, greift seltener zu Impulsartikeln. Teile deine Liste in Kategorien auf und nummeriere sie durch.
  • Timing ist alles: Vermeide Supermarktbesuche direkt vor den Mahlzeiten. Idealerweise gehst du etwa ein bis zwei Stunden nach dem Essen einkaufen.
  • Tief durchatmen: Bevor du den Supermarkt betrittst, atme ein paarmal tief durch. Diese einfache Technik aktiviert dein parasympathisches Nervensystem und senkt den Stresspegel.
  • Die 24-Stunden-Regel: Siehst du etwas Teures im Laden? Verlasse das Geschäft ohne es – und warte 24 Stunden.
  • Bar statt Karte: Bezahlen mit Bargeld fühlt sich „realer“ an als Kartenzahlung und führt nachweislich dazu, dass du weniger ausgibst.

Dein neues Einkaufs-Mindset

Hungrig mehr zu kaufen ist kein persönliches Versagen – es ist neurobiologisch und evolutionär nachvollziehbar. Doch das bedeutet nicht, dass du der Situation ausgeliefert bist. Du kannst lernen, dein Verhalten zu verstehen und gezielt gegenzusteuern.

Der erste Schritt ist das Bewusstsein: Wenn du weißt, wie dein Gehirn auf Hunger reagiert, kannst du es gezielt überlisten. Die vorgestellten Strategien sind leicht umzusetzen – und sparen dir nicht nur Geld, sondern auch Frust und unnötige Kalorien.

Also: Kaugummi einstecken, Snack vorher essen, Liste schreiben, mit Bargeld zahlen – und du hast beim nächsten Einkauf die volle Kontrolle. Dein Steinzeitgehirn mag dich in Versuchung führen, aber du hast heute die besseren Werkzeuge, um ihm clever zu begegnen.

Wie verändert Hunger dein Einkaufsverhalten am stärksten?
Ich kaufe mehr Snacks
Ich greife zu teuren Dingen
Ich verliere alle Disziplin
Ich vergesse die Einkaufsliste
Ich will alles sofort haben

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